Wie wirkt Spieltherapie

Spielzeit ist Entwicklungszeit.
Spielen ist im Kindesalter das meistgenutzte Mittel, um sich an die Bedingungen der eigenen Umwelt anzupassen und sich diese entsprechend anzueignen. Über das Spiel werden neue Dinge erlernt und erprobt. Dies bezieht sich auf Verhaltens- und Denkmuster der Kinder wie auch den Umgang mit herausfordernden Ereignissen. So können individuelle Probleme übers Spielen fokussiert und gelöst werden. Da Spielen besonders bei jüngeren Patient:innen ein höheres Maß an intrinsischer Motivation besitzt als klassische psychotherapeutische Settings, kann der Spaß am Spiel für therapeutische Prozesse als Ergänzung zur kognitiven Verhaltenstherapie genutzt werden. Dies findet unter Berücksichtigung individueller kindlicher Themen und Bedürfnisse statt. So können Entwicklungs-, Lern- und Problembearbeitungsprozesse unterstützt werden.
Im geleiteten individuellen Spiel suchen sich die Kinder das Spielthema sowie das Material selber aus. Die vom Kind ausgesuchte Spielhandlung fokussiert u.a. aktuelle Bedürfnisse (z.B. nach Kontrolle und Orientierung), aktualisierte Themen (z.B. Entwicklungsthemen oder Belastungen), gewünschte Problemlösungen oder eigene Lösungsversuche aktueller Probleme. Im Spielprozess können neue Dinge ausprobiert, gelernt und eingeübt werden. Die Spieleinheiten können auf Therapeutenseite auf Handlungsebene, emotionaler Ebene oder Prozessebene analysiert werden. Im Verlauf können bspw. adäquate Lösungen des Kindes verstärkt oder inadäquate Lösungen begrenzt werden (z.B. andere Kinder schlagen). In der gemeinsamen Interaktion können alternative Lösungen gemeinsam gesucht oder von außen angeboten werden.

 

Wobei kann Spieltherapie helfen?

Spieltherapie in Ergänzung zur klassischen Verhaltenstherapie kann bei unterschiedlichen Störungsbildern angewendet werden und hat seine Indikation eher in Bezug auf das Alter der Patient:innen. Sie kann sowohl bei depressiven Störungen, Ängsten, Anpassungs- und Belastungsstörungen Anwendung finden, wie auch bei externalisierenden Störungen wie AD(H)S oder Störungen des Sozialverhaltens. Durch das Spiel lernen die Kinder die Anpassung an die Umwelt. Sie gewinnen Erkenntnisse und können ihre Handlungen optimieren. Gleichzeitig kann das Sozialverhalten aus- bzw. aufgebaut werden und die Kinder können sich in ihren individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen weiterentwickeln. Das Spiel bedingt ein positives Emotionserleben und es findet eine kindliche Art der Psychohygiene im Sinne einer emotionalen Stabilisierung statt.

Höfer, S. (2014). Spieltherapie. Geleitetes individuelles Spiel in der Verhaltenstherapie. Beltz.

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